Eisbrecher "STEPHAN JANTZEN" (2009-2012 / ab2018)

 Das Schiff wurde 1967 als letztes Schiff der "Nikitich"-Klasse, einer baugleichen Serie mit 21 Einheiten, auf der Leningrader Admiralswerft gebaut und nach demWarnemünder Lotsenkommandeur Stephan Jantzen (1827–1913) benannt.

 

Nach Indienststellung des Eisbrechers im Jahre 1968 wurde dieser dem VEB Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei Rostock zur Bereederung ( Unterhaltung ) übergeben wobei die  Unterhaltungskosten staatlicherseits finanziert wurden.

Die Einsätze erfolgten in Abstimmung mit dem Seefahrtsamt der DDR.

 

Anfänglich versuchte man den Eisbrecher in den eisfreien Zeiten  auch als Hochseeschlepper einzusetzen um die Unterhaltungskosten zu entlasten. Es zeigte sich jedoch das die technischen Voraussetzungen des (als Eisbrecher konzipierten) Schiffes kaum den Anforderungen eines Hochseeschleppers entsprachen. Der Schiffskörper als auch die Anordnung der Schleppwinde erwiesen sich in rauer See als unzweckmäßig, so dass man von derartigen Einsätzen wieder Abstand nahm.

 

Zu den spektakulärsten Versegelungen zählen: 

> Überführung des 220.000 t Tanker "TULA" als Schrott von Hamburg nach Santander (Spanien)

> Bohrinselsicherung im Nordatlantik                                                   

                                                                                                                                                                                 

 Zu den vorrangigen Aufgaben gehörten:                                                    

> die Eisfreihaltung der Häfen und Fährhäfen um den Warenumschlag zu sichern
> die Eisfreihaltung der Zufahrten zu den Marinestützpunkten
> die Einspeisung von Elektroenergie in die Entmagnetisierungsschleifen zur Entmagnetisierung von Militär-

   und Handelsschiffen.

 

Im Jahre 2005 wurde die STEPHAN JANTZEN aus dem aktiven Dienst genommen.

Der gesamte Werdegang wird in der "Historie" (weiter unten) beschrieben!


>  Röntgenschnitt  <


Technische Daten:

Länge / Breite:                   67,64m / 18,08m

Tiefgang:                             5,64m

Vermessung:                      2.391,32 BRZ / 2.254 BRT

Geschwindigkeit:              14,6 kn (27 km/h)

Reichweite:                         6.000sm bei 12 kn

Pfahlzug:                             60 t ((Schiff mit 200.000 BRT konnte mit 3 Knoten gezogen werden)

Eisaufbruch:                       - Packeis bis 2,50 m

                                               -Geschlossene Eisdecke, bei Permanentfahrt bis 1,00m

Propeller:                             1 x Bug-Festpropeller D = 2.700 mm

                                               2 x Heck-Festpropeller D = 3.500 mm (4-flügelig, aus Stahl)

Ankereinrichtung:            2 Buganker mit je 3,5 Tonnen, Pro Anker 6 Kettenlängen = 6 x 25 m = 150 m

Maschinenanlage:            Antrieb = Dieselelektrisch

Hauptmotoren:                   3 x Typ–13–D–10-Zylinder- 2-Takt-Gegenkolben (Königswelle) mit Aufladung

Leistung:                              1800 PS bei 810 U/min

Verbrauch:                           0,8 – 1,3 m³ / h

Hauptgeneratoren:            Gleichstrom > je 2 x 625 KW / 400 V

Elektrischer Antrieb:        Heckfahrmotor:  2 x 2.400 PS bei 202 U/min >  1200 V Gleichstrom

Bugfahrmotor:                    1 x 1.600 PS bei 266 U/min > 800 V Gleichstrom

Hilfsdiesel:                          3 x 6 Zylinder, 4-Takt-Motoren, 300 PS bei 500 U/min > 250 KW / 230 V

Notdiesel:                            1 x 10-Zyl.-4-Takt-V-Motor / 150 KW / 230V

Schleppwinde:                   Haupttrommel = 46 mm Draht / 800 m / TZ-25 t

                                               Hilfstrommel= 32,5 mm Draht / 500 m / TZ-10 t

Einsatztage:                        18 Tage + 5 Tage Reserve,

Besatzung:                          39 Mann+6 Reserveplätze in 28 Kammern

                                               für BBB fuhren 22 Mann, (2Ablösebesatzungen, 2 x 12 Stunden Wachbetrieb)


Bildergalerie

Der Eisbrecher im Überblick


In den Aufbauten:


Technische Räume und Maschinenanlage :


Oberdecksansichten


Historie soweit bekannt:  (über ergänzende, sachdienliche Hinweise, in Wort und Bild,

                                                 würden wir uns freuen)

 

30.12.1966           Taufe des Eisbrechers in der Admiralitätswerft Leningrad

                              Bei der Namenssuche wurde es allerdings etwas "schwierig"


01.12.1967            Übergabe des Eisbrechers in Leningrad an den VEB LBB

07.12.1967           Überfahrt, Ankunft des Schiffes in Warnemünde

                              (Originaltelegramm von Bord und Artikel aus der

                              DDR- Zeitschrift "Freie Welt")


15.01.1968            Der VEB LBB als Reeder stellt den Eisbrecher als sein 34. Schiff in Dienst.

                              Kapitän wird Herbert Stein.

1968                     Erste Ankunft in Stralsund nach der Überführungsfahrt. Die Fotos stammen  von Kapitän

                             Herbert Stein und wurden uns von Christian Mineif zur Verfügung gestellt.

April 1968           Erster Einsatz, Hilfeleistung für FVS "Junge Welt" in der Nordsee (Brand im

                              Maschinenraum)

 

August 1968       Zweiter größerer Einsatz zur Bergung MS "Ethnos" ( War bei Korsör auf Grund gelaufen)

 

Februar 1969      Erster Eisaufbruch östlich von Rügen

 

Jan-März 1971  Eisaufbruch östlich Rügen, bes. für Saßnitzer Fischerei

 

Februar 1972     Kattegatt, Hilfeleistung für MS "Espenhain" nach Kollision mit dem

                             Fischereitransportschiff "Lütten Klein", schwieriges Trennen beider Schiffe, Schlepp der

                             "Espenhain" (vollbeladen mit 12.000t Weizen) nach Kopenhagen

 

Mai-Juni 1972  Überführung Baggerkomplex nach Veitsilnoto (Finnland), teilweise in Eisfahrt,

                             Rückführung im November bei schwerem Sturm

 

1973                     Mehrmalige Baggerüberführung von und nach Finnland

 

1974                     Verschleppung Dock 1 der Warnowwerft nach Hamburg und zurück - via Skagen

 

Juli 1974             Fahrt nach Leningrad zum Abholen der neuen Bugsierschlepper "Büffel" und "Wisent".

 

Aug.-Okt. 1974   Nordsee: Verschleppung der Bohrinsel "Orion", Versorgung in Stavanger,

                              Sicherungseinsatz bei Bohrinsel "Blue Water 3" bei zum Teil starkem Sturm bis Stärke 11,

                              Besatzungswechsel mit MS "Eisvogel" bei den Shetland-Inseln

 

Jan.-Febr.1976   Verschleppung des holländischen Frachters "Altair" von Turku (Finnland) nach Bremen

                              mit Zwischenstation Stockholm, vor Finnland Fahrt durch Festeis

 

März 1976           Verschleppung MS "Halle" von Vlissingen (Holland) nach Rostock

 

April 1976           Verschleppung des beschädigten MS "Kormoran" in Eisfahrt von Finnland nach

                              Kleipeda, Verschleppung MS "Vockerode" von Kleipeda nach Rostock

 

April-Mai 1976  Verschleppung des Supertankers "Tula" ( mit ca. 200.000 t damals größtes Schiff der

                              Welt) von Brunsbüttel nach Santander Spanien über 1200 Seemeilen, auf der Rückfahrt

                              Verschleppung eines 10.000 t-Pontons von Lissabon nach Rotterdam

 

Juli-Sept.1976   Nordsee-Einsatz:

                              1. Verschleppung Barge "Rough sea 2" von Amsterdam nach Bergen

                              2. Verschleppung Barge "Federal 400-2" von Amsterdam nach Bergen durch die

                                   norwegischen Schären

                              3. Verschleppung Barge "Christina F" von Nordschottland zur Ölförderplattform "

                                   Thristel"

 

Februar 1978      Abholung des neuen Schwimmdocks für die Rostocker Neptunwerft aus Frederikstad                                 (Norwegen), Fahrt teilweise durch Eisfelder

 

Jan-März 1979  Extreme Winterbedingungen, Eisaufbruch östlich von Rügen-Packeis bis 4m,

                              Rettungsaktion für Fährschiff "Sassnitz" und polnischen Frachter "Koszalin",

                              67 Einsatztage im Bereich Sassnitz

 

April 1979           Verschleppung des griechischen Frachters "Agios Nicolaos" von Stavanger nach

                              Swinoujscie, Das Schiff war voll beladen > 11,5 m Tiefgang, Mitwirkung des

                              BRD-Schleppers "Peter Wessels"

 

Nov-Dez 1979     Verschleppung von 2 Fischtrawlern von Hamburg zur Verschrottung nach

                              Santander (Spanien)                           

 

Jan. 1980            Verschleppung von 2 Fischtrawlern von Brake (Bremen) zur Verschrottung nach

                              Santander (Spanien)

 

Juni 1980            Verschleppung von MS "Ahrendsee" aus dem Skagerrak nach Rostock

 

Jan. 1981             Verschleppung einer Arbeitsplattform aus Stockholm für den Ausbau des Überseehafens

                              Rostock

 

Feb.1981               Hilfeleistung für den polnischen Frachter "Chemik" nach Kollision mit Liberia-Schiff in

                              der Ostsee. Einsatz der elektrischen Bergungspumpen.

 

 

Jan.1982             Eisaufbruch östlich Rügen und erstmals im Greifswalder

                             Bodden

Jan.1984             Erste Betonsenkkastenverschleppung von Rostock zur Fährhafenbaustelle Mukran

 

Dez.1984             Verschleppung des Dock 2 der Warnowwerft zur Volkswerft Stralsund

 

Jan-Mär. 1985   Starker Eiswinter, Eisaufbruch östlich Rügen, Greifswalder Bodden, Wismarer Revier

                              und erstmals vor Warnemünde. Eisbrecherhilfe für 252 Schiffe

 

Jan-Mär. 1986   Starker Eiswinter, Eisaufbruch östlich Rügen, Greifswalder Bodden.

 

Dez. 1986             Verschleppung des Schwimmdocks von Stralsund nach Kiel

 

Jan-Mär. 1987   Starker Eiswinter, Eisaufbruch östlich Rügen, Revier Wismar, erster Einsatz für die neue

                              Eisenbahngüterfähre "Mukran"

 

April 1987           Rückholung des Schwimmdocks von Kiel nach Stralsund, Verschleppung von

                              MS "Edgar Andre" von Rostock nach Göteborg

 

Dez.1987              Verschleppung der Barge "Träl" mit 2Stück TAKRAF-Portalkränen

                              von Rostock nach Kiel

      Über die folgende E-Mail haben wir uns natürlich sehr gefreut. Nochmals ein großes Dankeschön

      an den Absender!

 

Mai 1989             Moin liebe Vereinsmitglieder, 

 

                              mit großem Interesse verfolge ich eure Webseite, da ich zur letzten regulären DDR-

                              Besatzung des „Stephan“ gehörte.

 

                              1989 (Einreisestempel) holten wir aus Klaipeda 2 Fischereischiffe nach Rostock. (Bin mir

                             nicht mehr sicher, ob sie für die Vermessung verwendet werden sollten, ist also nicht

                              belegt.)

 

                             Zum Glück hatte ich damals meinen Fotoapparat mit, so dass wenigstens auch Bilder

                             existieren.



In Folge der politischen Veränderungen im Jahre 1989 wurde der Eisbrecher STEPHAN JANTZEN 1990 durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund übernommen. Als neuer Heimathafen galt nun Stralsund.


Die Stephan Jantzen im Eiswinter 1996 auf Höhe der Landtiefrinne/ Greifswalder Bodden.
Die Fotos wurden uns vom "Eisbrecher-Archiv Mineif" zur Verfügung gestellt

 

02.04. 2005         Die STEPHAN JANTZEN wird aus dem aktiven Dienst genommen und durch das

                              Mehrzweckschiff ARKONA ersetzt.

                           In einer Internet-Auktion der Verwertungsgesellschaft des Bundes (VEBEG)  wird das Schiff

                           von der griechischen Reederei "Beta Mar Limited" ersteigert.

 

Feb. 2006           Das Schiff wird in Ice King umbenannt, nach Panama umgeflaggt, dort auf die "Newstart

                           Shipping SA" als Eigner eingetragen und die Bereederung an das Unternehmen Dimitrios

                           Zafiropoulos in Piräus übertragen

 

Mai 2006            Ein US-amerikanischer Geschäftsmann wird neuer Eigentümer, er will das Schiff  zum „Luxus-

                           Eisbrecher“ für Privatfahrten in die Arktis und Antarktis umbauen lassen. Der Eigentümer ließ

                           das Schiff zwar im Hafen Kingstown auf St.Vincent anmelden, jedoch nicht von seinem

                           Liegeplatz  auf dem zu Stralsund gehörenden Dänholm abholen.

 

2008                   erfolgte eine erneute Umbenennung auf den alten Namen STEPHAN JANTZEN

 

Feb. 2009           Die inFort Lauderdale ansässige Maklerfirma Fraser Yachts Worldwide bietet das Schiff im

                           Internet zum Verkauf an.

 

Feb.2009           Da der Eisbrecher  den Liegeplatz auf dem Stralsunder Dänholm blockierte, wurden, nach

                           Absprache  mit verschiedenen Institutionen und dem Eigner, Vorbereitungen getroffen das

                           Schiff nach Rostock zu verholen. Federführend dabei war der damalige Leiter der Sozietät

                           maritim e.V. Rostock.

                           Ziel war es, das Schiff als touristisches Objekt für die Öffentlichkeit begehbar zu machen.

 

Aug.     2009       Ankunft in Rostock und Verlegung zum Liegeplatz 83 im Rostocker Stadthafen.

                           Auf der Grundlage einer Betreibervereinbarung mit dem Eigner übernahm der neu gegründete

                           Verein „Interessengemeinschaft Stephan Jantzen i.G.“ die Betreuung des Schiffes und

                           organisierte Besichtigungsmöglichkeiten für interessierte Besucher.


Juli 2012             Kündigung des Betreibervertrages durch die „Interessengemeinschaft Stephan Jantzen“ .

                           Die Begründung ist in der Nichteinhaltung der Betreibervereinbarung durch den Eigner zu

                           sehen.

 

24.07. 2012        Der Verein verlässt das Schiff und übergibt es in optisch bestem Zustand an einen Vertreter

                           des Eigners.

 

Nov.2014            Zum Schutz vor Vandalismus und unbefugtem Betreten wird das Schiff in den Überseehafen

                            auf einen Liegeplatz in der Nähe der Wasserschutzpolizei verholt.

 

Zwischenzeitlich gelang es einem der "Eigner" das Schiff, beim Amtsgericht Regensburg, unter dem Namen "König Ludwig II von Bayern" als Yacht zu registrieren.

 

01.03.2016          Nach Rückverlegung des Eisbrechers in den Rostocker Stadthafen erhielt , nach einer

                            Ausschreibung, der "Verein technische Flotte Rostock e.V." den Auftrag auf dem Schiff die

                            notwendigen seemännischen und technischen Kontrollen zur Schiffssicherung zu

                            übernehmen.

                            Dieser Zustand sollte bis zur gerichtlichen Klärung der Eigentumsverhältnisse anhalten.

 

Bei der ersten Kontrolle wurden starke Verschmutzungen, Frostschäden in allen wasserführenden Systemen, nicht funktionierende Beleuchtung und Spuren von Vandalismus festgestellt.

 

 

22.06.2016         Wegen Nichtbegleichung offener Rechnungen durch den

                           Eigner wird das Schiff durch das Amtsgericht Rostock

                           beschlagnahmt.

 08.05. 2018        Nach vorheriger Ankündigung erfolgt die Zwangsversteigerung des Eisbrechers

                           STEPHAN JANTZEN vor dem Amtsgericht Rostock. Die Stadt Rostock beteiligt sich an der

                           Versteigerung und erhält den Zuschlag.

 

01.06.2018         Nach abgelaufener Einspruchsfrist unterbreitet die Hansestadt Rostock dem Verein

                           "Technische Flotte Rostock e.V." das Angebot zum Betreiben des Eisbrechers als touristisch-

                           maritime Attraktion im Stadthafen Rostock. Hierzu wurde zwischen der Hansestadt Rostock

                           und dem Verein ein unbefristeter Betreibervertrag abgeschlossen, in welchem die

                           Zuständigkeiten beider Parteien geregelt sind.

Endlich klare Verhältnisse!

 

 21.06.2018        Pünktlich zum „Hansetag“ konnte, nach intensiven Vorbereitungen durch die Mitglieder des

                           Vereins Technische Flotte Rostock e.V., der Eisbrecher wieder für die Öffentlichkeit begehbar

                           gemacht werden.